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1. Juli 2012 7 01 /07 /Juli /2012 10:19

Sowie nämlich die Arbeit verteilt zu werden anfängt, hat Jeder einen bestimmten ausschließlichen Kreis der Tätigkeit, der ihm aufgedrängt wird, aus dem er nicht heraus kann; er ist Jäger, Fischer oder Hirt oder kritischer Kritiker und muß es bleiben, wenn er nicht die Mittel zum Leben verlieren will - während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden. …

(Karl Marx)

 

So hat das Marx einmal formuliert, als er ausnahmsweise in mein Science-Fiktion-Fach hinüber gewechselt war. Seine pathetischen Worte „ Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!" werden allerdings häufiger benutzt, um den Kommunismus zu kennzeichnen. Sie klingen so allgemein, dass sie heute noch als „hoffentlich zutreffend“ durchgehen können. Und? Siehst du dabei heutige „Bedürfnisse“ vor dir? Oder ahnst du schon, worauf ich nach dem langen Vorspann hinaus will? Dass nämlich in ein paar hundert Jahren ganz andere Bedürfnisse normal sein werden?! Aber dass jeder alle seine Fähigkeiten in den Dienst der Gesellschaft stellen könnte, ist dir trotzdem zu viel hoch geträumte Fantasie?! Das verstehe ich. Das liegt aber - zumindest zum Teil - daran, dass die Formulierungen missverständlich sind.

Die Aussage mit den Jägern und Fischern wird von heutigen Marx-Jüngern meist verschämt verschwiegen – und sei es aus Angst, ihren Guru lächerlich zu machen. Das passiert, wenn man das Zitat aus dem Zusammenhang reißt oder wörtlich nimmt. Kein Mensch wird sich heute ernsthaft künftige Kommunisten als Jäger und Fischer vorstellen.

Allerdings ist dieser Ausflug des ansonsten ernsthaften Wissenschaftlers in die Sphären der Belletristik unter mehreren Gesichtspunkten interessant. Da schielt natürlich ein hoher Grad an realer Ahnungslosigkeit durch, wie kompliziert die sachliche Arbeitsteilung im Kommunismus sein wird. Es ist sozusagen ein Beleg dafür, wie sehr eben auch kluge Köpfe wie Marx und Engels in ihrer Zeit verhaftet waren – Warnung an uns, unser heutiges Denken wenigstens versuchsweise abzulegen. Aber selbst, wenn wir uns vorzustellen versuchen, wie es in der Zukunft aussehen könnte, fliegt unsere Fantasie natürlich von dem Punkt ab, an dem unsere Gesellschaft gerade ist. Für mich heißt das zum Beispiel, dass ich erst einen kleinen Schimmer davon habe, was heute bereits mit übers Internet vernetzten Computern technisch machbar ist und was absehbar bald möglich sein wird. Da könntest du mich über den erreichten Fortschritt aufklären. Ob in Kürze aber noch eine wesentlichere Revolution der „Produktivkräfte“ folgt, etwas, was noch nicht erfunden oder gefunden ist, darüber können wir beide nur spekulieren.

 

(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Das ganze Kapitel H I E R)

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27. Juni 2012 3 27 /06 /Juni /2012 09:22

Wesen und Erscheinung der Vorgänge der (kapitalistischen) Warenwirtschaften sind durch Marx nicht nur in „Das Kapital“ schlüssig dargestellt. Ich beanstande ja nur, diesen Übergangsfall menschlicher Entwicklung so darzustellen, als begänne alle Wirtschaft mit Waren. Das war Hunderttausende Jahre nicht so und wird – vorausgesetzt, die Menschheit übersteht die Presswehen der neuen Gesellschaft – Millionen Jahre nicht mehr so sein. Der zweite „Kreislauf“, der alle Vorgänge über ein abstraktes allgemeines Äquivalent, also das Geld, steuert, verschwindet wie eine abgenutzte Schlangenhaut.

 

Der Grundwiderspruch, der alle menschliche Entwicklung vorantreibt, ist der zwischen den vorhandenen Bedürfnissen und den realen Möglichkeiten, sie zu befriedigen. Er schließt ein, dass aus jedem befriedigten Bedürfnis ein neues, höheres erwächst. Solange in gesellschaftlichem Umfang nur Teile der Menschheit ihre Bedürfnisse befriedigen können, weil das Produktivkraftniveau nicht mehr ermöglicht, liegt zwischen Bedürfnissen und ihrer Befriedigung ein eigenständiger Kreislauf der Warenwirtschaft. Tendenziell wachsen darin die schmarotzenden Elemente, die erst im Nachhinein als überflüssig erkannt werden können.

 

(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Wiedergabe eines in Blogartikeln zerlegten Entwurfs für ein Sachbuch. Der Entwurf des Buches "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen" unter "Provisorische Gliederung des Buches")

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26. Juni 2012 2 26 /06 /Juni /2012 09:20

Das Wissen, was für welches und wessen Bedürfnis getan wird, ging mit fortschreitender Teilung der Arbeit, vor allem der Verselbständigung der geistigen Elemente des Arbeitslebens, allmählich verloren. Die Wirtschaftsbeziehungen, die sich dabei durchsetzten, kann man „klassenbildend“ nennen. Ihre höchste Ausprägung haben sie im „Kapitalismus“: Beziehungen der Warenwirtschaft, die Marx analysierte. Sie haben im Vergleich zu den beiden anderen „Kreislauf-Arten“ einen einschneidenden Unterschied: Es ist ein von den eigentlichen letztendlichen Bedürfnissen zu unterscheidender „innerer“ Wirtschaftskreislauf entstanden, der Kreislauf der „(Tausch-)Werte“. Seine gesamten Gesetze berühren menschliche Bedürfnisse als Ursprung allen menschlichen Handelns nur noch indirekt. Er beruht darauf, dass die Menschen, die etwas tun, was eigentlich Bedürfnisse befriedigen soll, diese Bedürfnisse nicht kennen. An deren Stelle sind die „gesellschaftlich anerkannten“ Bedürfnisse getreten, also die „bezahlbaren“.

Tausende bezahlte Wünschelrutengänger beschwören die Möglichkeit, dass das freie Spiel der chaotisch wirkenden Kräfte einen Ausgleich zwischen Produktion und Konsumtion herstellte. Trotzdem verhungern Millionen Menschen auf der Erde, weil sie nicht in Besitz von allgemeinem Äquivalent kommen, weil sie keine Arbeit (vorfinanziert) bekommen, um etwas in dem großen Kreislauf Verwertbares einzubringen.

 

Das System Kapitalismus kann das Problem der Bedürfnisbefriedigung im Weltmaßstab nicht lösen, sondern nur jeweils beschränkt auf Teile dieser Welt, die sich auf Kosten des Rests vollsaugen. Es ist richtig: Das System hat in seinen Glanzecken besser funktioniert als die Ansätze des Sozialismus. Aber die Unerfüllbarkeit von Bedürfnissen einer „Überschussmenschheit“ ist Bedingung des ganzen Systems – es wechselt im Höchstfall, wer zur Gruppe eben dieser „Überschussmenschheit“ gehört. Im Wesen der Planung eines kommunistischen Versorgungssystems liegt die beständig steigende Annäherung an die umfassende „Vollversorgung“.

 

 

(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Wiedergabe eines in Blogartikeln zerlegten Entwurfs für ein Sachbuch. Der Entwurf des Buches "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen" unter "Provisorische Gliederung des Buches")

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25. Juni 2012 1 25 /06 /Juni /2012 09:18

Dieser Herangehensweise ist der kommunistische, der DRITTE Wirtschaftskreislauf ähnlich. Auf wesentlich höherer Ebene wissen „alle“ Menschen um den Effekt ihrer Entscheidungen für sich und die Anderen. Wie das funktionieren kann, konnten Marx und Engels nur erahnen, wodurch sie zu missdeutbaren Schlussfolgerungen kamen. Sie verabsolutierten die für ihre Verhältnisse überwältigenden Springquellen produktiven Reichtums, die den Kommunismus kennzeichnen würden. Also einfach gesagt: Weil genug da sein würde, alle Bedürfnisse zu befriedigen, können alle Bedürfnisse befriedigt werden. Ein solcher Denkansatz war der stürmischen Entfaltung der Produktion / Produktivität in den vorausgegangenen 200 Jahren (im Vergleich zur gesamten Menschheitsentwicklung bis dahin) geschuldet.

 

In der Realität kommt aber mindestens ein entscheidendes Element dazu: Die Gesellschaft, in gewissem Sinne die ganze Menschheit, verfügt inzwischen endlich über ein handhabbares Instrument, die Bedürfnisse aller ihrer Mitglieder zu erfassen („zu kennen“) und im Sinne ihrer direkten Befriedigung zu wirken (und natürlich im Sinne einer bewussten Minimierung ausufernder unsinniger Bedürfnisse). Die technische Grundlage für ein solches Konstrukt scheint mit dem „Internet“ gegeben: Im Prinzip kann schon heute jeder Mensch dieser Erde sich an seinen Computer setzen, sich in eine gigantische virtuelle Bedürfniszentrale einloggen und kundtun, welche Bedürfnisse er befriedigt zu bekommen hofft. Indem er dies öffentlich machte, machte er auch Forderungen öffentlich, derer er sich schämen müsste.

 

Allerdings hebt das Wissen, dass einzelne Menschen sich heute wirklich unverschämte Wünsche erfüllen, weil sie dazu die Mittel haben, heute noch den Nutzeffekt auf. Warum sollte sich einer beschränken, wenn es der andere auch nicht tut? Es geht mir hier aber auch nicht um die tatsächliche Machbarkeit im Augenblick, sondern darum, dass es bereits technische Mittel gibt, mit denen so etwas möglich wäre. Alle Produktion im weitesten Sinn könnte „wieder“ direkt an den erfassten und bewerteten Bedürfnissen ausgerichtet werden. „Man“ KANN wissen, warum man was macht … Trotz des entscheidenden Unterschieds, dass der urgesellschaftliche „Wirtschaftskreislauf“ ungeheuer klein war und inzwischen scheinbar unüberschaubar groß geworden ist. Das wird im Kommunismus wahrscheinlich dadurch gelöst, dass jeder sich in die Klärung jeder Frage von gesellschaftlicher Bedeutung einschalten kann, aber nicht jeder sich für jede Frage interessiert, sodass sich „Kerne“ von Fachleuten zusammenfinden werden.

 

(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Wiedergabe eines in Blogartikeln zerlegten Entwurfs für ein Sachbuch. Der Entwurf des Buches "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen" unter "Provisorische Gliederung des Buches")

 

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24. Juni 2012 7 24 /06 /Juni /2012 09:13

 

Der konkrete Mensch Robinson hatte von der Natur der Erde pro Tag 24 Stunden zur Verfügung gestellt bekommen, Jahreszeiten u.Ä. sowie die Aussicht des Todes. Welche Bedürfnisse er dazwischen wann und in welchem Umfang befriedigt, kann er im Wesentlichen frei entscheiden. Allerdings werden einschränkend die Därme Forderungen stellen, wann sie entleert werden wollen, und der Magen, der gefüllt werden will, und noch einiges ganz Existenzielles mehr. Mit jeder Entscheidung für das eine zu befriedigende Bedürfnis fällt gleichzeitig die Entscheidung gegen (fast) alle anderen. Wer also seine Zeit braucht, um etwas zu fressen zu bekommen, kann nicht gleichzeitig „speisen“ oder Musik zum Feiern machen.

 

Die „gesellschaftliche Qualität“ dieses Zeitfonds ist klar. Was wäre der berühmte Robinson gewesen ohne die Flinte und technischen Geräte, die er aus dem Schiff hatte retten können? Was wäre er gewesen ohne das mitgebrachte Wissen seiner Zeit – beispielsweise zur Haltung von Haustieren? Sein klar umrissener Kreislauf Bedürfnisse – Entscheidung – eigene Produktion – Befriedigung – neues Bedürfnis prägte sofort auch sein Denken. Es gab ihm die Macht, den Freitag, der nicht über ähnliche technische Mittel verfügte, in ein Werkzeug für seine Bedürfnisbefriedigung zu verwandeln, ihn für sich arbeiten zu lassen.

 

Dieser elementare Kreislauf ist natürlich zutiefst beschränkt. Man kann ihn geistig von einzelnen Personen auf konkrete Gruppen erweitern, womit man das „urkommunistische“ Prinzip vor Augen hat: Die Gruppe als Ganzes kennt die Bedürfnisse aller ihrer Mitglieder und befriedigt sie nach vorhandenen eigenen Möglichkeiten. Im Prinzip verselbständigen sich nur die arbeitsteiligen Abläufe, die jeder Mensch sonst allein für sich entschieden hätte. So wie Robinson für sich (ohne Freitag) entschieden hatte, welcher Arbeitsgang wann wie viel Zeit „kosten darf“ (indem diese Zeit anderen Arbeitsabläufen vorenthalten wird), so entscheidet dies nun die Gruppe. Neu dabei ist, dass nun natürlich Bedürfnisse parallel bearbeitet werden können. Der Grundsatz aber bleibt: Die Mitglieder einer Gruppe arbeiten so arbeitsteilig wie die Organe eines menschlichen Körpers. Sie akzeptieren naturwüchsig, dass sie alle ihre Bedürfnisse kennen und gemeinsam ihre Möglichkeiten nutzen, so gut es geht viele ihrer Bedürfnisse zu befriedigen.

 

(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Wiedergabe eines in Blogartikeln zerlegten Entwurfs für ein Sachbuch. Der Entwurf des Buches "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen" unter "Provisorische Gliederung des Buches")

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18. Juni 2012 1 18 /06 /Juni /2012 09:03

Bürgerliche Ökonomen versuchen oft eine Milchmädchen-Wirtschafts-Erklärung, bei der auch der um wenig Ecken Denkende sagt, ja, das versteht er. Sie verkürzen dabei die abstrakten Zusammenhänge von Kapital und Gesamtwirtschaft auf das hübsche Bild von Robinson Crusoe. In vielen komplizierten Beziehungen geht das nicht, weil die nur existieren, indem so viele Handelnde im Wirtschaftsprozess auftreten, dass die einzelnen nicht direkt wissen und beeinflussen können, was aus ihren Produkten wird bzw. wie ihre gekauften Waren zu ihnen kommen. Aber wir haben ja Fantasie, um für uns etwas aus dem künstlerischen Bild zu machen.

 

Ich durfte viel von Karl Marx lesen. Sein produktionsfixiertes Denksystem hatte dabei Vor- und Nachteile. Das kommt auch in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ zum Ausdruck: Die Welt, die er zu erklären versucht, rankt sich um den Begriff der „Ware“. Dies reicht zwar aus, um einen Kapital-Ismus mit seiner Herkunft und seinem Niedergang zu erklären, aber nicht für die Einordnung des (entfalteten) Kommunismus. Dafür muss jeder Klassenhorizont verlassen werden. Also alles, was Warenwirtschaft erklärt, wie Tauschwert oder „abstrakte Arbeit“. In der kommunistischen Welt gibt es nämlich nur noch eine Vielzahl konkreter Arbeiten.

 

Man kann die „Wirtschaft“ in drei Arten von Kreisläufen unterteilen.

Der innerste ist der elementare oder Robinson-Kreislauf: „Der Mensch“ als konkretes Einzelwesen hat Bedürfnisse, die zu befriedigen sind und die er selbst kennt und befriedigen möchte, einen natürlich vorgegebenen Zeitfonds, in dem er dies kann und muss, und eine gesellschaftliche Qualität dieses Zeitfonds. Selbstverständlich sind auch die Bedürfnisse selbst gesellschaftlich bestimmt. Sie erwachsen nur zum kleineren Teil „der Natur“, zum größeren dem, was er kennt. Also die frühen Menschen, die die Nutzung des Feuers nicht kannten, fraßen, womit sie ihren Hunger stillen konnten. Sie hätten mit Messer und Gabel nichts anfangen können, schissen bestimmt neben dem Fressplatz und es gab nichts, wo und warum sie hätten Staub wischen können. Wie sauber jemand heute seine Wohnung haben möchte, ist unter anderem auch ein kommunikatives Problem. Es erwächst eben auch aus dem Grad der Peinlichkeit, wenn Besucher „Sau“ mit Fingern aufs Regal schreiben (könnten). Und das konnten die Höhlenbewohner noch nicht.

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14. Juni 2012 4 14 /06 /Juni /2012 16:09

Ein höheres Stadium der Entwicklung der Materie ist es, wenn eine intelligente Form die Harmonie ihrer Umwelt vorsätzlich herstellt. Sie muss sie also erkennen und als Gesamtsystem bewusst beeinflussen. Dass dies kein Zustand, sondern wie in der „ursprünglichen“ Natur ein immer währender Prozess ist, sollte klar sein. Immer wieder sind neue einzelne Zusammenhänge zu erkennen und einzuordnen ins beabsichtigte Ganze.

Du als Pessimist sagst, das kommt nie. Damit akzeptierst du aber, dass wir uns möglichst schnell noch den Mars ansehen sollten: Früher oder später haben wir die Erde so zugerichtet, dass unsere Kinder keine Kinder mehr haben werden. Nie mehr. Die Erde würde der nächste Mars.

 

Wir haben etwas erlebt, was die Idee des Kommunismus diskreditiert hat, und wir Deutschen haben dabei eine negative Hauptrolle gespielt. Die Produktionsverhältnisse entsprechen dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte?! Dies ist das (ökonomische) Hauptgesetz aller menschlichen Geschichte?! Das bedeutete logisch auch, dass es Produktionsverhältnisse geben kann, die sozusagen „zu früh“ geschaffen werden. Das bedeutet doch aber nicht, auf die Revolution zu verzichten, sofern die äußeren Bedingungen gerade günstig sind. Das waren sie eben wegen des schrecklichen Weltkriegs. Dass die technische Entwicklung bis 1990 noch gar nicht reif gewesen sein könnte für die Entfaltung des Sozialismus, können wir jetzt erahnen, weil wir jetzt besser wissen, welche „Produktivkräfte“ für einen „richtigen“ Sozialismus / Kommunismus nötig wären. Und wenn wir wissen, dass wir sie heute haben, dann ist das ein Grund zur Hoffnung auf einen erfolgreicheren Neuanfang. Denn jetzt – das möchte ich im Folgenden behaupten – sind die Produktivkräfte reif, sofern man das allgemein sagen kann. Meiner Meinung nach hat längst die Zeit begonnen, wo wir zwangsläufig in eine von mehreren möglichen Katastrophen hineinsteuern, wenn wir diese Produktivkräfte in den Händen zerstörerischer Produktionsverhältnisse belassen.

 

Noch etwas Grundsätzliches: Die Klassengesellschaften hatten etwas gemeinsam. Es gab einen Grundwiderspruch zwischen den Hauptklassen in ihrer gegensätzlichen Stellung im gesellschaftlichen Reproduktionsprozess, nämlich dass die einen im Wesentlichen besaßen, womit sie die anderen zu ihnen fremden Handlungen zwingen konnten. Dieser eine grundlegende Widerspruch ist im Kommunismus weggefallen. An seine Stelle treten Widersprüche zwischen den vielen Menschengruppen mit unterschiedlicher Stellung im Reproduktionsprozess. Diese lösen sich ja nie auf. Es ist auch nicht pauschal zu sagen, wie „positiv“ oder „negativ“ sie im einzelnen wirken werden. Denn der Stolz auf eine besondere eigene Leistung grenzt an „Standesdünkel“ … und dann wäre er negativ. Es ist also immer wieder neu ein „Kunststück“, jeder vollbrachten Leistung die nötige öffentliche Anerkennung zu vermitteln.

Und es gibt einen sich wieder offen entfalteten Widerspruch: Auf der einen Seite stehen alle individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten, auf der zweiten alle vielfältigen individuellen Hemmnisse, diese Möglichkeiten zu entfalten, auf der dritten Seite(!) das erreichte Niveau der allgemeinen und einzelnen Bedürfnisse, auf der vierten das Niveau ihrer Befriedigung und mindestens auf der fünften „Seite“ stehen die neuen Bedürfnisse, die sofort erwachsen, sobald vorige befriedigt worden sind. Dies ist sehr mangelhaft dargestellt. Es soll nur eines aufzeigen: Man wird im Kommunismus ein grundsätzlich neues Bild vom Gesetz der Einheit und dem Kampf der Gegensätze entwickeln. An die Stelle einer A-B-Beziehung treten mehrdimensionale Beziehungsmuster, die unauflösbar bleiben und deren „Harmonie“ darin besteht, dass sie nicht in ein Niveau zurückfallen, auf dem sie nur durch den „Sieg“ einer Seite aufgelöst werden können.

 

Die (Produktions-)Verhältnisse, die unser Zusammenleben bestimmen, müssen dem Niveau der „Produktivkräfte“ entsprechen. Ich behaupte, dass sie dies heute schon nicht mehr tun und demzufolge geändert werden können und müssen. Woran man dies ersehen kann, sollte noch genauer betrachtet werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir da zu gleichen Schlüssen kommen.

 

(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Wiedergabe eines in Blogartikeln zerlegten Entwurfs für ein Sachbuch. Der Original Blogartikel ist h i e r; der Entwurf des Buches "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen" unter "Provisorische Gliederung des Buches")

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12. Juni 2012 2 12 /06 /Juni /2012 16:08

Die erste Negation dieses Zustands ist das Auftreten des Homo sapiens. Schon unsere Urahnen wirkten mit Vorsatz auf ihre Umwelt ein und veränderten sie. Vom Trend her veränderten sie sie gemäß ihres Vorsatzes, also die beabsichtigte (Teil-)Wirkung trat immer wahrscheinlicher ein. Allerdings waren alle diese vorsätzlichen Eingriffe Störungen der Harmonie des Gesamtsystems Natur, das sich in veränderter Struktur wieder neu herausbildete. (Manche Landschaften blieben aber „zerstört“.)

 

Die Notwendigkeit zum Übergang zur nächsten Stufe ist von dem Moment an gegeben, in dem „der Mensch“ in das Gesamtsystem Erd-Natur so allumfassend eingreifen kann, dass eine Wiederherstellung eines natürlichen „harmonischen Systems“ nur unter (Wieder-)Ausschluss der Menschen möglich wäre. (Sicher wäre ein harmonisches Miteinander von Ratten und bestimmten Mikroorganismen auch innerhalb einer radioaktiv verseuchten Atmosphäre denkbar.) Allerdings gehören in die Gruppe solcher Systemeingriffe auch längerfristig wirkende wie ein die Erdoberfläche modifizierendes verändertes Klima und die direkte (vor allem aber indirekte) Erschaffung von (aus menschlicher Sicht) universalen (Anti-)Schädlingen. (Genetische Manipulationen, Krankheiten usw.) Also ist eine neue Verantwortung herangereift, sobald die unmittelbare Vernichtungstechnik in Händen einzelner Menschen das Potential enthält, die Menschheit als Ganzes zu eliminieren.

 

Ich mag an dieser Stelle nicht darüber nachdenken, was wichtiger ist: Die Möglichkeit des Menschen, bewusst mit seinem und dem Leben seiner Mitmenschen umzugehen, und dass kein Mensch mehr aus „natürlichen“ Ursachen heraus vorzeitig sterben müsste, oder die Wirklichkeit, dass trotzdem Massen verhungern und verdursten, beim Gebären krepieren und Ähnliches, was im weiten Sinn für einige Menschen ein herausgehobenes Leben ermöglicht. Ja, ich bin überzeugt, inzwischen besitzt „die Menschheit“ bereits die technischen Möglichkeiten, „vernünftig“ in und mit ihrer Umwelt zu leben.

 

(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Wiedergabe eines in Blogartikeln zerlegten Entwurfs für ein Sachbuch. Der Original Blogartikel ist h i e r; der Entwurf des Buches "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen" unter "Provisorische Gliederung des Buches")

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10. Juni 2012 7 10 /06 /Juni /2012 16:08

Du hast ja Recht. Man kann lange darüber streiten, was wobei eine „höhere Qualität“ sein soll. Und vielleicht werden wir uns nie einig. Ich mache dir zumindest zwei Angebote. In der Natur könnte es die größere Vielfalt der Informationsverarbeitungsformen sein oder die wachsende Sicherheit der Selbsterhaltung von Systemen durch immer mehr Elemente, die Störungen der Harmonie des Ganzen ausgleichen können. Und nun schau dir die Masse der unterschiedlichen Formen von Leben an, die zusammen ein System bilden. Schon das interessante Phänomen des „intelligenten Lebens“ wirft ein Grundproblem dabei auf: Als denkende Lebewesen sind wir Menschen natürlich überzeugt, eine höhere Qualität der Existenz von Materie zu sein. Darüber können ganze Bierfässer leer diskutiert werden. Nehmen wir die Behauptung als richtig an, so bedeutete dies, dass sich alle Materie erst in Richtung Leben und dann in Richtung intelligentes Leben bewegen müsste (ohne allerdings niedere Stufen zu beseitigen).

 

Ja, und genau das sagt das „Gesetz“ wirklich aus. Aber eben nur als Trend, als prinzipielle Richtung. Wir haben bisher real im gesamten erreichbaren All noch keine unwiderlegbaren Spuren von fremdem Leben entdeckt. Zumindest im Moment fehlt uns jede Nachricht kluger Aliens.

 

Jedes „Wenn ..., dann …“ (also Relativgesetz) gilt immer dann, wenn das „Wenn …“ vorhanden ist. Die Menge der einander widersprechenden Einzelzusammenhänge ist bei den Trendgesetzen aber so groß, dass man eben nur sagen kann, dass es, (unterstellt, dass das Universum unendlich ist) dort irgendwo weiteres intelligentes Leben geben muss. (Und dass es im Laufe weiterer Milliarden Jahre Entwicklung insgesamt häufiger intelligentes Leben geben wird – was aber vom Verschwinden intelligenter Lebensformen in einzelnen Galaxien wie der Milchstraße begleitet sein kann. Als intelligentes Alien würde ich der Menschheit eine solche Untergangsprognose stellen.)

Das heißt nicht, dass es solches Leben im Umkreis von 100 Lichtjahren um die Erde gäbe. Das heißt nur, dass prinzipiell zwischen Intelligenzen gegenseitig befruchtende Kommunikation möglich ist beziehungsweise aus Sicht der Menschheit möglich werden könnte.

 

Es geht mir hier nicht um Spekulationen. Es geht mir um eine Besonderheit von Trendgesetzen: Der grundsätzliche Trend, über den sich „Höheres“ letztlich durchsetzt, wird ergänzt und überwuchert von einer zahlenmäßig weit überlegenen Zahl von Einzelvorgängen, bei denen entweder der dialektische Sprung noch nicht eintritt oder aber eine bereits eingeleitete Entwicklung zum Höheren abbricht und im Chaos versinkt … wie auch immer das konkret aussehen mag …

Und dies gilt für ALLE Trendgesetze. Auf einen Fall, in dem sich eine höhere Entwicklungsstufe durchsetzt, kommen zig Fälle, die so lange im Hamsterrad kreisen bis sie absterben. Aber wenn man zum Beispiel die Erdgeschichte betrachtet, ist eben neben aller Masse von untergegangenen Lebensformen schon die Menschheit entstanden - mit der Potenz, das Zusammenwirken von Lebensformen bewusst zu harmonisieren.

Die Anfangsstufe aller Entwicklung ist eine Natur, die ihre „Harmonie“ ohne jeden Vorsatz Beteiligter rein durch das Zusammenwirken von immer mehr chaotischen Kräften auf immer höherer Stufe neu herstellt.

 

(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Wiedergabe eines in Blogartikeln zerlegten Entwurfs für ein Sachbuch. Der Original Blogartikel ist h i e r; der Entwurf des Buches "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen" unter "Provisorische Gliederung des Buches")

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8. Juni 2012 5 08 /06 /Juni /2012 16:07

Das Grundgesetz der Dialektik ist (wahrscheinlich) das einzige echte „Universalgesetz“. Es besagt, dass alle Formen der Materie sich in Bewegung, Veränderung befinden, sich nur als „Einheit und Kampf von Gegensätzen“ erklären lassen. Bedingungslos. Wobei der Ausdruck „Kampf“ missverständlich ist: Er ist nicht so zu verstehen, dass die eine Partei die andere besiegt und dann allein übrig bleibt, sondern es wird immer neu die Ausgewogenheit sich dabei selbst verändernder und einander bedingender Faktoren eines Ganzen hergestellt. Also solche Systeme wie Masse-Energie oder Atomkern-Atomhülle. Die Seiten der Systeme sind ohne die andere nicht das, was sie sind.

 

Eine zweite Ebene sind „Relativgesetze“. Wie leicht wäre die Welt zu verstehen, gäbe es nur lauter eindeutige und wiederholbare Wenn-dann-Beziehungen. Es gibt zwar eine Unmenge solcher gesetzmäßigen Zusammenhänge, sie treten aber in den seltensten Fällen für sich allein auf. Also zu jedem Wenn-dann kommt meist noch ein „… und-wenn-dann …“ mitunter sogar ein „...aber-wenn-dann-auch ...“.

Die meisten Relativgesetze sind deshalb nur erkennbar, wenn man von allem „Störenden“ abstrahiert. Man muss alle Bedingungen, die notwendig sind, damit eine Ausgangslage zu einer konkreten Endlage wird, kennen und als gegeben annehmen oder herstellen. Die „Störungen“ sind aber eben in der Wirklichkeit immer da.

 

Die dritte und problematischste Ebene nenne ich „Trendgesetze“. Hier bewegen wir uns auf philosophischen Höhen. Solche Trendgesetze versuchen nämlich eine „gesetzmäßige Ordnung“ in komplexe Zusammenhänge als Ganzes zu bringen.

In der Dialektik sind das zum Beispiel das Gesetz der „Negation der Negation“ und das vom „Umschlagen von Quantität in eine höhere Qualität“, letztlich eben die Behauptung einer Entwicklungsrichtung vom „Niederen“ zum „Höheren“. Prinzipiell sind auch das alles „objektive Gesetze“. Im Gegensatz zur Universalität aller Bewegung ist das Auftreten dieser Gesetze aber immer an Bedingungen gebunden. Fürs große Ganze stimmen sie, aber konkret praktisch überlagern sich verschieden gerichtete Trends, heben sich im Einzelfall sogar auf. Erst „letzten (!) Endes“ setzt sich der Trend durch. (Im Gegensatz zu Chaostheorien, bei denen sich solche Trends im Ganzen letztlich alle gegenseitig aufheben.)

 

(Mit freundlicher Genehmigung von Slov ant Gali. Wiedergabe eines in Blogartikeln zerlegten Entwurfs für ein Sachbuch. Der Original Blogartikel ist h i e r; der Entwurf des Buches "Komodo - Kommunismus ohne Dogmen" unter "Provisorische Gliederung des Buches")

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